Stadtteil-Portrait Gartenstadt Kreuzkampe

Siedlung Im Kreuzkampe

Eine eindrucksvolle Wohnanlage entstand zwischen 1927 und 1929 um das Gebiet der Straße Im Kreuzkampe. Die Pläne stammen von den Brüdern Siebrecht, die als Sieger aus einem städtischen Architektenwettbewerb hervorgingen. Die möglichst symmetrischen Grundrisse ergeben eine klar gegliederte, komplexe Siedlung. Sie besitzt die Grundform eines unregelmäßigen Trapezes, das an seiner Südostecke bis an die Podbielskistraße heranreicht. Vier paarweise angelegte Vierflügelanlagen umschließen weite, gartenähnliche Innenhöfe. Im Zentrum der Siedlung befindet sich die als breite Allee ausgeführte Straße Im Kreuzkampe. Außerdem wird die Anlage von zwei weiteren Straßen in Nord-Süd-Richtung durchteilt, der Adalbert-Stifter-Straße und der Anzengruberstraße. Beide sind an ihrem Nordende mit Toren überbaut, was den Straßen einen eher halb-öffentlichen Charakter verleiht. An den Straßenecken finden sich kubische Eckhäuser, die höher sind als die restliche, dreigeschossige Bebauung. Symmetrische Fassaden der homogenen Flachdachhäuser unterstützen den geschlossenen Charakter der Siedlung. Die Bauten sind außen mit bandartigen Wandreliefen verziert, die Treppenhäuser sind pylonartig vorgelegt. Zu den außen umlaufenden Straßen verstärken kasten- oder keilförmige Erker die Plastizität der Baukörper. Etwas später entstanden die Häuser an der Ostseite der Dingelstedtstraße, sie wurden erst in den 1930er Jahren errichtet.

Geschichte und Merkmale

Der Backsteinexpressionismus bildete sich nach dem Ersten Weltkrieg heraus und erreichte seinen Höhepunkt in den 1920er Jahren. Als Vorbild diente die norddeutsche Backsteingotik, die imposante Dom- und Kathedralbauten hervorgebracht hatte. In Hamburg trat mit Fritz Schumacher ein starker Verfechter für den Backsteinexpressionismus ein. Während seiner Zeit als Oberbaudirektor entstanden expressionistische Kontorhäuser (beispielsweise das Chilehaus). Als bevorzugter Baustoff dienten Backsteine (Ziegel) oder Klinker. Sie weisen eine breite Farbvariation auf, von Rot über Braun zu Blau und Violett bis fast Schwarz. Kritiker dieses Stils bemängelten, die Klinkerbauten wirkten „düster und deprimierend“. Die expressionistischen Architekten hingegen schätzten den Klinker, da sich mit ihm reizvolle Fassaden schaffen ließen. Durch geschickte Anordnung der Steine erreichten sie ein Spiel von Licht und Schatten. Aus entsprechenden Blickwinkeln ergeben sich so Linienbündel, deren Fluchtpunkte über das Gebäude hinausreichen. Viele Bauten weisen eine besondere Ornamentik auf: Durch sich wiederholende Schmuckelemente bilden sich unendliche Linien. Diese Linien stehen im Gegensatz zum Symmetrie-Ideal des Klassizismus. Während der Phase des Backsteinexpressionismus entstanden außer in Hamburg und im Ruhrgebiet auch in Hannover zahlreiche Backsteinbauten, deren expressionistischer Charakter unterschiedlich stark ausgeprägt ist. Herausragende Beispiele bilden das Anzeiger-Hochhaus von Fritz Höger und das ehemalige Verwaltungsgebäude der Firma Meyer von Hans Poelzig.

– Am Nordende überbaute Adalbert-Stifter-Straße
– Später entstandene Häuser in der Dingelstedtstraße

– List – Gottfried-Keller-Strasse und Spannhagenstrasse – Foto von ChristianSchd / CC-Lizenz 3.0 (unbearbeitet)

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